Ein Zeitzeuge am BBZ Bad Segeberg

09.11.21

„Ich wollte in Freiheit leben!” – Uwe Kaspereit wurde 1958 in Bützow, einer Kleinstadt in Mecklenburg Vorpommern in Ostdeutschland, geboren. Der DDR Zeitzeuge berichtete am 09.11.2021 zwei Klassen des BBZ Bad Segeberg im Rahmen des Gemeinschaftskundeunterrichtes bei Herrn Krüger seine fesselnde Geschichte, wie er versuchte als politischer Häftling aus der DDR zu entkommen und in den Westen zu gelangen.

Wir erfahren, dass er als junger Mann, die politischen und sozialen Bedingungen des herrschenden Regimes in Frage stellte und versuchte 1977 einen Ausreiseantrag in die BRD zu beantragen. Dies wurde jedoch abgelehnt.
Besonders erschüttert haben uns die Konsequenzen, die danach auf Uwe Kaspereit zukamen.
Die nationale Sicherheitsbehörde begann ihn zu überwachen und zu beobachten.
Im Januar 1978 wurde ein weiterer Ausreiseantrag abgelehnt.
Als Kaspereit und ein Freund einige Monate später in ihrer Heimatstadt Flugblätter verteilten, um ihren Wunsch zu unterstreichen, das Land zu verlassen, wurden die beiden festgenommen und von der Stasi inhaftiert.
Nach vielen Festnahmen und Inhaftierungen wurde Kaspereit 1981 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft und kam nach Westdeutschland.
Herr Kaspereit erzählte uns seine Geschichte sehr offen und ohne Zweifel, sodass wir zwischenzeitlich sehr emotional berührt waren und uns in das Geschehen mit hineinversetzen konnten.

“Es widersprach auch meiner Auffassung von einem ganz grundlegenden Menschenrecht, dem Recht jedes Bürgers, selbst entscheiden zu können, wo man leben oder hinfahren möchte. Das wollte ich für mich einfordern.” –
Mit diesen Worten begründete Herr Kaspereit sein Motiv für die Bemühungen, die DDR verlassen zu können. Uns legte er im nächsten Satz ans Herz, wie glücklich wir uns schätzen können, frei und demokratisch leben zu können.
Uns Schülern wurden die Augen geöffnet und viele berichteten im Anschluss an das Gespräch, dass sie durch Uwe Kaspereit erst richtig die früheren Bedingungen in der DDR verstanden hätten.

“Nach der Grenzöffnung war ich wirklich frei!” – Wir Jugendlichen haben keine Verbindung mit der Zeit des Mauerfalls und kennen nur die Erzählungen der Eltern, dennoch können wir uns sehr gut vorstellen wie befreiend es für Uwe Kaspereit sein musste, als ein letztendlicher Schlussstrich gezogen wurde. Verantwortlich dafür sind seine einnehmenden Erlebnisse und Berichte.

Einen guten Einblick in die Thematik erlangten wir Schüler am vorherigen Tag durch Kristin Kallweit, von der Stiftung Deutsche Gesellschaft e.V. aus Berlin, die mit uns einen “Workshop” zum Thema “Leben in der DDR” und “die Staatssicherheit” behandelte. Mit anschaulichen Präsentationen und Aufgaben, wurde wir an das Thema gut herangeführt und mit einbezogen. Jene Unwissenheit bezüglich dieser Themen konnte durch die Hilfe von Frau Kallweit bewältigt werden und es wurde viel Neues gelehrt.
Sie moderierte außerdem das Treffen mit dem Zeitzeugen, sodass wir einen guten Start hatten und ermutigt wurden selber Fragen zu stellen, welche ohne Bedenken beantwortet werden konnten.

Im Allgemeinen fand unsere Klasse den Tag sehr interessant, weil vor allem der geschichtliche Hintergrund wieder aufgegriffen wurde. Durch Herrn Kaspereit wurden uns die Geschehnisse nochmal aus einer anderen Perspektive, als aus der Lehrerperspektive geschildert.
Wir sind dankbar dafür, diese Erlebnisse am BBZ Bad Segeberg ermöglicht bekommen zu haben.

Merrit Lassen, BG W 20