Wenn Ökologischer Landbau Schule macht – Eröffnung einer „Öko-Oberstufenklasse“ Landwirtschaft am BBZ Bad Segeberg

Im April 2019 hat die Landesregierung entschieden, an drei Schulstandorten spezielle Fachklassen für den Ökolandbau in der Oberstufe der Ausbildung zum Landwirt/zur Landwirtin einzurichten.
An den Standorten in Husum, Rendsburg und Bad Segeberg wurden zum Schuljahr 2019/20 Bezirksfachklassen für die Auszubildenden auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben für eine Pilotphase von zwei Jahren eingerichtet. Insgesamt werden an den drei Standorten 25 Schülerinnen und Schüler in Ökolandbauklassen unterrichtet. Das BBZ Bad Segeberg konnte  15 Schülerinnen und Schülern aus dem Einzugsgebiet Lauenburg, Stormarn, Pinneberg, Plön, Ostholstein, Segeberg und Steinburg begrüßen.

Der offizielle Startschuss für die Ökolandbauklasse wurde am 30. September mit den Schülerinnen und Schülern auf dem Demeterbetrieb Kattendorfer Hof im Beisein des Landrates Jan Peter Schröder, dem Schulleiter des BBZ Bad Segeberg Heinz Sandbrink und der Vertreterin der Landesvereinigung Ökologischer Landbau (LVÖ) Annette Stünke gesetzt. Der Kattendorfer Hof wird seit 24 Jahren ökologisch bewirtschaftet und bildet seit jeher junge Landwirtinnen und Landwirte aus. Die Betriebsleiter Mathias von Mirbach und  Laurence Dungworth freuen sich über die Einrichtung einer dezentralen Fachklasse für Ökolandbau, weil dadurch die Azubis nicht mehr nach Hannover zur Blockbeschulung in die Fachklasse für Ökolandbau fahren müssen. Somit fügt sich nun auch die schulische Ausbildung in Schleswig-Holstein elegant in den Arbeitsalltag der Auszubildenden auf den Ökobetrieben ein.
Annette Stünke von der LVÖ betont: „Uns ist wichtig, dass die praktische Anleitung auf den Betrieben mit Öko-Landbau vom theoretischen Unterricht in speziellen Ökoklassen begleitet wird.

Landrat Jan Peter Schröder verweist in seinem Grußwort auf die Bedeutung eines hochwertigen Schulangebotes für die Entwicklung der gesamten Region. „Wir müssen den Auszubildenden und den Betrieben ein Angebot machen, damit Sie  Zukunftsperspektiven entwickeln können“. Aufgrund der Marktnähe zu Hamburg sieht er für die Schule in Bad Segeberg einen Standortvorteil.  Herr Sandbrink ging in seinen Ausführungen besonders auf die Gemeinsamkeiten des Ökolandbaus und der konventionellen Landbewirtschaftung ein. Hier erfüllt besonders der Lernort Schule eine besondere Rolle, in dem wertfrei und auf Augenhöhe beide Wirtschaftsweisen mit den Nachwuchslandwirten analysiert und diskutiert werden. „Wir müssen im dauerhaften Dialog bleiben und jeder einzelne von Ihnen muss seinen persönlichen Weg im Berufsleben finden“, gab er den Auszubildenden mit auf den Weg.
Bei der anschließenden Betriebsbesichtigung konnten sich die Teilnehmer einen Einblick in die Wirtschaftsweise des Demeterbetriebs verschaffen. Die Auszubildenden Rebecca Meng und Björn Studtfeld stellten den Gästen anschaulich ihren Ausbildungsplatz vor. Interessant war besonders der neu errichtete Tiefstreu- Schweine- und Jungviehstall. In Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Beratung wurde ein moderner Offenstall mit höchsten Ansprüchen an das Tierwohl gebaut. Dieser zeichnet sich durch viel Licht, Luft, Liegekomfort und hohe Arbeitswirtschaftlichkeit aus. Gleichzeitig wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass sich der Bau harmonisch in das Landschaftsbild einfügt. In dem Stall wird auch der für den ökologischen Ackerbau wichtige Mist für die 435 ha landwirtschaftliche  Nutzfläche produziert.

In der Hofkäserei wird die Milch zu Käse, Quark, Joghurt und Butter verarbeitet. In der Schweinemast setzt der Betrieb auf das robuste Angler Sattelschwein. Die Sauen zeichnen sich durch ihren sehr ausgeprägten Mutterinstinkt in Verbindung mit einer hohen Fleischqualität aus.
Abschließend erhielten die Besucher einen Einblick in den Ackerbau des Kattendorfer Hofs. Auf dem Feld wachsen Dinkel, Kartoffeln und andere Feldfrüchte während in der Gärtnerei verschiedene Gemüse angebaut werden.
Entgegen der weitläufigen Meinung, dass tiefe Bodenbearbeitung Erträge sichert, erläuterte Mathias von Mirbach seine positive Erfahrung mit flacher und ganzflächiger Bodenbearbeitung. Der Einsatz des Schälpfluges in Verbindung mit tiefwurzelnden Haupt- und Zwischenfrüchten hat in der Vergangenheit zu einem stabilen Bodengefüge geführt. Dinkelerträge von bis zu 55 dt/ha bestätigen seine Beobachtung. Die Auszubildenden und Ausbilder freuen sich darüber, dass die genannten Besonderheiten der ökologischen Wirtschaftsweise nun auch im Unterricht intensiv bearbeitet werden können.
Abschließend diskutierten die Öko- Schülerinnen und Schüler Zukunftsfragen mit Blick auf weitere Entwicklungsschritte des Betriebes. Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang die Erschließung neuer Absatzmärkte für ökologisch- aber auch konventionell erzeugte Produkte. Die Betriebsleiter betonen, dass Kreativität und Mut gefordert sind, um die Wertschöpfung des Betriebes zu erhöhen. Herausforderungen haben die Landwirtschaft seit jeher mehr oder weniger geprägt. „Ich nehme eine große Offenheit der landwirtschaftlichen Betriebsleiter für notwendige  Anpassungen war“, stellt Mathias von Mirbach abschließend fest und verabschiedet die Auszubildenden mit dem Satz: „Landwirte sind immer neugierig und werden Lösungen für die aktuellen Herausforderungen finden“.

In diesem Sinne stehen die Lehrkräfte der Landwirtschaftsschule am BBZ Bad Segeberg an der Seite aller Auszubildenden und Ausbildern, damit auch der neue Weg in der Öko-Ausbildung zum Erfolg führt.

Laurence Dungworth beschreibt den Gästen das Stallkonzept mit Blick auf die besonderen „Tierwohl-Anforderungen“.

Wie ein leistungsfähiges Kleegras nach einem Gersten-Erbsen-Gemenge angebaut wird, erläutert Mathias von Mirbach den Ökoschülern.

Sven Jantzen

(Abteilung  Agrarwirtschaft am BBZ Bad Segeberg)