Besuch einer „Indischen Agrardelegation“ am Berufsbildungszentrum Bad Segeberg

Um sich einen Eindruck von den aktuellen Herausforderungen der deutschen Agrarwirtschaft und den Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung im deutschen Bildungssystem zu verschaffen, besuchte am 14. September 2022 eine Delegation aus 10 Inderinnen und Indern die Abteilung Agrarwirtschaft des BBZ Bad Segeberg.

Mit den Worten „Heute ist Ihr Glückstag“ und einer Bronzefigur des indischen „Glücksgottes“ („Ganesha“) in der Hand begrüßte der Schulleiter Heinz Sandbrink die Gäste. Sichtlich gerührt von der freundlichen Begrüßung folgten die Besucher den Ausführungen Herrn Sandbrinks über die Bildungsarbeit am BBZ Bad Segeberg.

Da das indische Bildungssystem das in Deutschland praktizierte System der dualen Ausbildung nicht kennen, lauschten die Besucher den Ausführungen des Ausbilders Herrn Klose (Trittau) und Herrn Jantzen (BBZ SE) zur agrarischen Berufsausbildung sehr aufmerksam. Frau Henck und Herr Saathoff (BBZ SE) berichteten anschließend über die Besonderheiten der fachschulischen Weiterbildung. Besonders die enge Verzahnung aus Theorie und Praxis in Verbindung mit überbetrieblicher Ausbildung im Bereich der Tierhaltung und dem Pflanzenschutz führte zu regen Diskussionen. Weiterhin zeigten sich die Besucher sehr erstaunt darüber, dass das Interesse an der landwirtschaftlichen Ausbildung unter den Jugendlichen konstant hoch ist und etwa 50% der Auszubildenden nicht von elterlichen Höfen stammen. Dazu muss man wissen, dass ein großer Teil der indischen Landwirte Höfe mit 1-4 Hektar Größe bewirtschaften und in der Regel über keine Ausbildung verfügen. Aufgrund der fehlenden Fachkenntnisse sind die durch die Landwirtschaft ausgelösten Umweltprobleme teilweise erheblich. Nur Betriebsleiter von sehr großen Landwirtsbetrieben haben in der Regel eine Agraruniversität im Ausland besucht und verfügen über weitreichende Fachkenntnisse. Daher will die indische Regierung zukünftig das sogenannte „Natural farming“ also die „Ursprüngliche kleinbäuerliche Landwirtschaft“ in Richtung einer höheren Effizienz fördern und weiterentwickeln.

Abgerundet wurde der Besuch durch zwei Betriebsbesichtigungen auf dem Gut Hülsenberg in Wahlstedt und auf dem ökologisch wirtschaftenden Betrieb der Familie Stoltenberg in Nehms.

Auf dem Gut Hülsenberg präsentierte der Betriebsleiter Herr Resenhöft den Besuchern moderne automatische Melktechnik und eine sehr leistungsstarke Milchviehherde. Aufgrund der optimalen Haltungs- und Fütterungsbedingungen zählt der Betrieb derzeit zu den drei klimafreundlichsten Betrieben Deutschlands!

Einen sehr interessanten Kontrast bildete der ökologisch bewirtschaftete Betrieb der Familie Stoltenberg. Neben 80 Hektar Ackerbau liegt ein Schwerpunkt vor allem in der Zucht und Aufzucht von „Angler Sattelschweinen“ sowie der Direktvermarktung. Aufgrund der hohen Fleischqualität beliefert Familie Stoltenberg diverse Bioläden in der Region mit Ihren tierischen Produkten. Über einen umfangreich bestückten und freundlich gestalteten Hofladen werden viele auf dem Hof erzeugten Produkte regional vermarktet. Ein besonderes Highlight für die indische Besuchergruppe stellten die Apfelbäume des Betriebs mit den leuchtend roten Äpfeln und dem selbst produzierte Apfelsaft dar. Denn Apfelbäume sind in Indien nur in der Himalaya –Region anzutreffen.

Am Ende machte sich die Gruppe sichtlich angetan und inspiriert von den vielen Eindrücken auf den Weg zu Ihrem nächsten Ziel. In der Hoffnung, dass vielleicht ein paar der erlebte Dinge die agrarische Bildungsarbeit in Indien zukünftig positiv beeinflussen, war der Tag für die Delegation ein „Glückstag“, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Sven Jantzen

(Abtl. Agrarwirtschaft am BBZ SE)