Reisebericht von Nils Eike Schwarz: Als Bäcker in Spanien-Panaderos en Espana

Am Sonntag, den 2. November 2014 war es soweit. Meine Familie brachte mich zum Flughafen Hamburg. Von hier aus startete meine Reise nach Spanien. In Madrid angekommen, erwartete mich ein Vertreter der Madrider Sprachschule am Flughafen und brachte mich und fünf weitere Bäcker-Auszubildende aus Deutschland in unsere Gastfamilien. Meine Gastmutter war ausgesprochen freundlich und kochte für mich viele verschiedene Gerichte von der spanischen Paella, über Pizza und viele, viele Meeresfrüchte. Zu Abend gegessen wurde zwischen 20.00 und 22.00 Uhr. Das ist so üblich in Spanien.

Am Montag früh ging ich dann zum Spanischkurs in die Sprachschule. Hier traf ich auch auf die anderen Bäcker. Die nächsten 2 Tage waren hart, da ich fast nichts verstand und Laura, unsere Spanischlehrerin, kein deutsch sprach. Wir haben die Begrüßung und Verabschiedung gelernt und ganz viel über die Fachsprache in der Bäckerei: Zutaten, Maschinen, Werkzeuge und Tätigkeiten in der Backstube.

Nach dem Sprachkurs haben wir dann 3 Tage lang die Berufsschule in Majadahonda, einer Kleinstadt im Außenbezirk von Madrid besucht. Die Schule ist doch sehr anders als unsere Berufsschule in Bad Segeberg. Die Berufsschüler machen in erster Linie Fachpraxis und weniger Theorie.

Auch die Ausbildung zum Bäcker ist in Spanien anders. Die Schüler besuchen gut 1,5 Jahre lang die Berufsschule, danach machen sie für ca. 3 Monate ein Praktikum in einer Bäckerei und Konditorei; danach arbeiten sie als gelernter Bäcker in einem spanischen Betrieb.

Einmal wurden wir von den Schülern der Berufsschule (den Köchen, Bäckern und Restaurantfachkräften) zu einem 6-Gang-Menü eingeladen. Das Essen war köstlich und wir wurden fürstlich bedient. Wie zu allen Mahlzeiten in Spanien haben wir auch hier zu allen Gängen Brot gegessen.

An den Nachmittagen haben wir die Bäckereien besucht, in denen wir in den nächsten 2 Wochen arbeiten sollten. Danach hatten wir Freizeit und konnten uns Madrid angucken. Es ist eine schöne alte Stadt mit vielen schönen Gebäuden und Plätzen. Abends sind wir oft in Bars gegangen und haben Cerveza und Tapas bestellt.

An einem Nachmittag hat die Tourismusklasse der Spanischen Berufsschule eine Stadtführung für uns deutsche Bäckerlehrlinge geplant und mit uns durchgeführt. Dies hat viel Spaß gemacht und wir haben uns danach noch öfter mit den spanischen Schülern verabredet.

An den Wochenenden hatten wir frei, um uns Madrid anzuschauen und auszugehen. Ich war z.B. auf dem riesigen Rastro-Markt. Dieser Markt findet immer am Sonntag Vormittag auf den Straßen in Madrid statt. Auf vielen Ständen werden Dinge wie Kleidung, Schmuck, Haushaltswaren, Elektroniksachen angeboten.

In der 2. Und 3. Woche habe ich im Hotel Wellington gearbeitet. Das ist ein 5-Sterne-Hotel mit einer hoteleigenen Bäckerei und Konditorei. Meine Arbeitszeit war von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Die Mitarbeiter dort sind richtig nette und freundliche Leute. Morgens um 7.30 Uhr gab es Frühstück und mittags um 12.00 Uhr Mittagessen, alles auf Kosten des Hotels.

In der hoteleigenen Bäckerei wird nur ein Weizenteig für die Brote und Brötchen gemacht. Zum Abwiegen benutzen die Bäcker hier keine Waagen, sondern sie geben die einzelnen Zutaten nach Gefühl und sicher auch viel Erfahrung zu. Neben Brot und Brötchen wurden viele Kuchen und Süßspeisen hergestellt. In jedem Kuchen kamen gefühlte 3 Schaufeln Zucker, gebunden wurden die Desserts mit Gelatine. Die Spanier essen sehr, sehr süß. Und wenn mal nicht süß, dann sehr fettig.

Die Verständigung war oft schwierig, da ich nur einzelne Wörter auf Spanisch sprechen konnte und nicht alle Spanier englisch sprechen. So ging es manchmal nur mit Händen und Füßen, aber es hat immer irgendwie geklappt.

Das Arbeiten als Bäcker war in meinem Betrieb weniger stressig als es in Deutschland ist. Wenn wir in Deutschland mit unserer Arbeit fertig sind, machen wir Feierabend, egal wie spät es ist. In Madrid musste ich immer 8 Stunden arbeiten, auch wenn es gar nicht so viel zu tun gab, dann wurde eben langsamer gearbeitet oder wir hatten mehr Leerlauf.

Zum Abschied hat sich das Hotel gewünscht, dass ich etwas typisch Deutsches herstelle. Ich habe mich für ein Weizenmischbrot mit Roggenanteil und Sauerteig entschieden, in dem außerdem Buttermilch und Quark enthalten ist. Ein Mitarbeiter des Hotels hat die Zutaten, die nicht im Hotel vorhanden waren, extra für mich gekauft. So konnte ich am letzten Tag loslegen und die Brote backen. Den Hotelmitarbeitern hat es anscheinend geschmeckt: Bereits nach kurzer Zeit war auch der letzte Krümel aufgegessen. Die Spanier sind begeistert von der Vielfalt des deutschen Brotes, sie selber kennen fast nur Weizenbrote.

Nach 3 Wochen Madrid bin ich mit vielen tollen Erlebnissen und Erfahrungen wieder nach Hause gefahren, um in meinem Betrieb, der Bäckerei Gräper in Bad Segeberg, im nächsten Sommer meine Berufsausbildung zu beenden.

Ich kann allen Lehrlingen nur raten, auch ein Auslandspraktikum zu machen. Ich habe in einer spanischen Familie gewohnt, spanisches Essen und Trinken kennen gelernt, spanische Gebräuche und Arbeitsweisen erfahren und viele nette Spanier getroffen. Für mich war dieser Aufenthalt möglich, weil mein Arbeitgeber mitgespielt hat und mein Aufenthalt durch Gelder der Europäischen Union finanziert wurde. Ich brauchte zu Beginn nur Mut für dieses Abenteuer. Vor kurzem fand bei der Handwerkskammer Lübeck ein Nachtreffen der Madrid-Reisenden statt. Und wir waren uns alle einig:

Es war eine tolle Zeit!! Wir hätten viel verpasst, wenn wir nicht gefahren wären.