Am 25. November 2015, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frau, beteiligte sich das Berufsbildungszentrum Bad Segeberg mit einem Aktionstag an der landesweiten Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“ Auszubildende aus der Mittelstufenklasse der Bäckereifachverkäufer/innen verkauften in der Pause Pizzazungen, die von Auszubildenden der Bäcker/innen-Klassen hergestellt wurden. Damit wurde eine Aktion unterstützt, mit der mehr als 60 Bäckereien in Schleswig-Holstein seit 12 Jahren auf das Problem der häuslichen Gewalt aufmerksam machen. Die Tüten mit dem Titel der Aktion und der Nummer des mehrsprachigen Telefons, in denen das Backwerk den Käufer/innen übergeben wurde, hat die Bäckerinnung des Landes herstellen lassen. Auch 8 Bäckereien aus dem Kreis Segeberg unterstützen die Aktion.

 

Pressespiegel:

(Segeberger Zeitung/Patricia König)
Kreis Segeberg. Ein Zeichen gegen häusliche Gewalt setzen landesweit nicht nur die über 60 Bäckereien, die rund 350 000 Brötchentüten mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ verteilten – rund um den 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Auch das Berufsbildungszentrum (BBZ) Bad Segeberg beteiligte sich gestern mit einer eigenen Aktion.
Die meisten Gewalttaten werden innerhalb der Familien begangen. „Die Opfer sind fast immer Frauen und Kinder“, sagten Barbara Eibelshäuser vom Bad Segeberger Verein Frauenzimmer und die Gleichstellungsbeauftragten von Kreis und Stadt, Dagmar Höppner-Reher und Beate Mönkedieck. Doch es habe sich auch schon einiges geändert – vor allem bei den Jugendlichen. Die seien gut informiert und aufgeklärt.

Das ist vielleicht auch der unermüdlichen Aufklärungs- und Informationsarbeit am BBZ in Bad Segeberg geschuldet. Denn seit acht Jahren verkaufen nicht nur die Bäckereifachverkäufer und Bäcker des zweiten Ausbildungsjahres ihre Produkte am Stichtag für den guten Zweck. „Zwei Wochen vorher behandeln wir das Thema auch in den Klassen der Ausbildungsvorbereitung und des zweiten Lehrjahrs“, erklärte BBZ-Konrektorin Karin Pätzold. Diese Unterrichtseinheiten würden durch die Gleichstellungsstellen und das Frauenzimmer begleitet.

„Ich war sehr erfreut darüber, dass viele der Mädchen und Jungen gut über die Thematik informiert sind“, staunte Dagmar Höppner-Reher. „Und dass die meisten der Jugendlichen auch wissen, wo sich betroffene Mädchen und Frauen Hilfe holen können“, ergänzte Barbara Eibelshäuser.

Nach der Aufklärung folgte gestern die Tat. Die angehenden Bäcker und Bäckereifachverkäufer bauten an drei Stellen im BBZ ihre Verkaufsstände auf. Sie verkauften 250 frisch gebackene Pizza-Zungen für 1 Euro pro Stück. Der Erlös soll in ein Projekt für Stabilisierungsgruppen für Kinder nach häuslicher Gewalt fließen. „Es ist konzeptionell schon erstellt“, erklärte Eibelshäuser. Es soll starten, sobald die Spenden eingegangen sind, sagte die Fachfrau für Beratungs- und Präventionsarbeit bei häuslicher Gewalt.

Sie warb auch für den Kurzfilm „Superheldin gegen Gewalt“. Ihn hat der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe zum Tag gegen Gewalt gegen Frauen herausgebracht. Er ist unter www.superheldin-gegen-gewalt.de zu finden. Auf dieser Internetseite wird Mädchen und Frauen auch in mehreren Sprachen erklärt, was Gewalt ist und welche Hilfen es für Opfer wo gibt.
Häusliche Gewalt ist weiterhin ein großes Thema. Im Jahr 2014 gab es in Schleswig-Holstein 2031 polizeiliche Einsätze deswegen. 417 Täter wurden der gemeinsamen Wohnung verwiesen, 1181 Frauen flohen vor ihren gewaltbereiten Partnern mit ihren 1068 Kindern in ein Frauenhaus. 11 000 Frauen kontaktierten die vom Land geförderten 23 Frauenberatungsstellen und baten um Hilfe wegen häuslicher und sexualisierter Gewalt – die Dunkelziffer halten Experten für hoch.

Zum zwölften Mal machten über 60 Bäckereien in Schleswig-Holstein mit der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ auf dieses Problem aufmerksam. Die Bäckerinnung des Landes hatte rund 350 000 Tüten mit dieser Aufschrift und der Nummer des mehrsprachigen Hilfetelefons (08000 116 016) herstellen lassen. Auch in acht Bäckereien des Kreises Segeberg wurden sie ausgegeben.

Schirmherrin der Aktion in Schleswig-Holstein ist Kristin Alheit (SPD), Landesministerin für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung. Beteiligt sind auch viele Gleichstellungsbeauftragte, die lokalen Bündnisse „Gewalt gegen Frauen“ und das „KIK-Netzwerk bei häuslicher Gewalt“.