Outdoorsauenhaltung Im Zuge einer dreitägigen Projektfahrt, welche über Niedersachsen bis nach Thüringen führte, besichtigten die Schüler des zweiten Ausbildungsjahres Landwirtschaft des BBZ Segeberg mehrere landwirtschaftliche Betriebe, einen Geflügelschlachthof, das Saatzuchtunternehmen KWS und das Erlebnisbergwerk von Kali- und Salz in Merkers
Ökologische Ferkelproduktion in Freilandhaltung
In der Region Unterelbe besuchten wir den Betrieb von Familie W. und bei einer Rundfahrt auf einem Hänger durch die gesamte Anlage erfuhren wir viele interessante Details über die Ferkelproduktion auf einen ökologisch wirtschaftenden Outdoorsauenhaltungsbetrieb. Als der junge Betriebsleiter 1999 den bis dahin verpachteten väterlichen Betrieb übernahm, stand er mit 80ha Land und praktisch ohne Eigenkapital da. Um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen, musste er Veredelung betreiben. Die hohen Investitionskosten für einen Stall konnte und wollte er nicht aufbringen. Deshalb entschied er sich für Sauen in Freilandhaltung mit Hütten. Heute hält er 450 Hyporsauen und hat sich dem Biolandverband angeschlossen, damit sein Ferkelabsatz gesichert ist. Die Flächen mit den Hütten für die abferkelnden Sauen wechseln jährlich und sind fest in die Fruchtfolge eingebunden. An die Sauen wird eine TMR aus Sojapülpe, Grassilage, Maissilage und Getreide gefüttert. Die Absatzferkel werden in großen Hütten mit überdachtem Strohauslauf gehalten. Die Kastration erfolgt unter Inhalationsnarkose mit Isofluran. Im Deckzentrum sind die Sauen nur bis zur erfolgten Besamung mit Pietrainsperma, dann kommen sie in 10er-Gruppen in den Wartebereich. Als weiteren Betriebszweig hat sich der Landwirt eine Hackschnitzelheizung mit Energie- und Wärmeabsatz im Dorf gebaut. Dazu baut er auf 11ha Miscanthus an.
Kühe in einem „Zelt“ in der Hildesheimer Börde
LiegeboxenAm frühen Nachmittag erreichten wir dann den Betrieb von Ludwig und Lutz Decker in Bierbergen am Rande der Hildesheimer Börde. Auf 210 ha mit durchschnittlich 85 Bodenpunkten betreibt Familie Decker Acker- und Futterbau. Beim Bau des neuen Kuhstalles außerhalb des Dorfes im Jahr 2007 hatte das Wohlbefinden der Tiere und eine gute Übersicht höchste Priorität. So entstand eine 20m x103 m Rundbogenhalle in Zeltbauweise mit 177 Tiefstreuboxen für laktierende Kühe, Gummimatten auf den Laufgängen und einem Faltschieber, sowie großen Lüftern für warme Tage. Gemolken wird im Nebengebäude in einem Doppel- 12er Fischgräten- Melkstand mit Schnellaustrieb. Kühe, die zur Besamung, Klauenpflege etc. anstehen, werden dort direkt nach dem Melken selektiert, sodass im Kuhstall keine Unruhe entsteht. Messungen der Aktivität, der Milchmenge und der Leitfähigkeit der Milch bei jeder Kuh dienen der Brunsterkennung und Gesundheitsüberwachung der Herde. Als deutliches Alarmsignal hat sich herausgestellt, wenn die Anzahl der Kühe mit einer Tagesleistung über 50 kg Milch plötzlich sinkt. Die
Outdoorsauenhaltung in Niedersachsen: Im Abferkelbereich hat jede Sau ihre eigene Hütte und einen 12m x 15m großen Auslauf.
Betrieb Familie Decker: Jeweils nur eine Reihe Liegeboxen rechts und links vom Futtertisch ermöglichen eine gute Tierübersicht und kurze Wege für die Tiere.
Milchleistung bei 2x täglichem Melken liegt bei etwa 12.000 kg, die Zwischenkalbezeit beträgt 392 Tage. Weitere Standbeine des Betriebes sind ein Lohnunternehmen und eine Biogasanlage, für letztere wurden mit 45 Landwirten Anbauverträge geschlossen. Im Gegenzug bieten sie diesen Betrieben verschiedene Anbaupakete vom Maislegen, Düngen bis Häckseln und Abfahren an.
Milchproduktion in Thüringen
LapromaEin weiteres Ziel war die Erzeuger und Handels-AG LAPROMA in Schloßvippach/Landkreis Sömmerda. Die ehemalige LPG liegt mit 460 mm in einer der niederschlagsarmen Regionen Thüringens und bewirtschaftet insgesamt 2920 ha Fläche. Unser Ziel war die 2014 fertig gestellte neue Milchviehanlage in Dielsdorf. Dort empfing uns der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Steffen Kirchner. Die beiden Kuhställe für insgesamt 790 laktierende Kühe und das dazwischen stehende Melkhaus mit einem vollautomatischen 24er- Melkkarussell von de Laval haben rund 8 Millionen Euro gekostet. Auch hier wurde beim Bau der Stelle großen Wert auf Kuhkomfort gelegt. Von einem Besuchergang oberhalb des Melkkarussells konnten wir das Melken beobachten. Insgesamt sind 6 Roboterarme im Einsatz, die das Euter reinigen, vormelken, ansetzen, die Zitzen dippen und die Geschirre vor jedem neuen Ansetzen reinigen und desinfizieren. Nach Verlassen des Karussells durchqueren die Kühe verschiedene Selektionspforten. Kühe, die das Melkzeug abgetreten haben, werden wieder zum Melken auf das Karussell geschickt. Außerdem gibt es mehrere Selektionsbuchten für Behandlungen oder euterkranke Tiere, die in einem separaten Behandlungsstand gemolken werden. Wenn alles klappt, werden 70 – 80 Kühe pro Stunde gemolken, das ergibt rund 1600 Melkungen bei täglichen 22 h Stunden Melkzeit. Sowohl in der neuen Anlage in Dielsdorf als auch im Altbetrieb in Schloßvippach mit 550 Kühen laktierenden liegt die Milchleistung seit mehreren Jahren bei rund 10500 kg.
Erlebnisbergwerk Merkers von K+S
Die Besichtigung des Erlebnisbergwerk von K +S (Kali und Salz) in Merkers wird keiner von uns in seinem Leben vergessen. Nach einem interessanten Vortrag von Herrn Christoph Weidemann von Kali- und Salz ging es mit dem Aufzug in 90 Sekunden 500 m tief. Auf einem offenen Lkw sitzend fuhren wir 20 km durch das insgesamt etwa 4000 km lange Streckennetz und erhielten dabei zahlreiche interessante Informationen. Unser erster Halt war das Bergwerkmuseum. Dann ging es zum historischen Goldraum, in welchem Hitler in den letzten Kriegsmonaten 230 Tonnen Goldbarren, zehn Tonnen Silber, die gesamten Notenreserven der Deutschen Reichsbank und viele wertvolle Bilder und Kunstschätze wie z. B. die Büste der Nofrotete verstecken ließ. Wir erlebten eine phantastische Laserhow mit Musik im riesigen unterirdischen Konzertsaal und sahen auf der Leinwand Sprengung, Abbau und Förderung der Rohsalze. In 800 m Teufe – wie der Bergmann sagt – erfrischten wir uns zum Schluss bei inzwischen 28° C an der „Kristallbar“ mit einem Getränk und bewunderten die auf der Welt einzigartigen Salzkristalle mit Kantenlängen von bis zu einem Meter in der daneben liegenden Kristallgrotte.
Ein informativer Besuch bei dem Saatzuchtunternehmens KWS und ein sehr guter Vortrag mit lebhafter Diskussion sowie Besichtigung des Geflügelschlachthofes Celler Frischgeflügel GmbH rundeten unser Programm ab.
Laproma ind Thüringen: Wenn eine Kuh das Karussell neu betreten hat, hält es an, damit die Roboter arbeiten können.